Monatsarchiv: November 2011

Diskussionsforum: fragend-entwickelndes Unterrichtsgespräch = „Stiefkind“ der wissenschaftlichen Didaktik oder „Good Teaching“?

Der fragend-entwickelnde Unterricht, als eine Säule des Frontalunterrichts, wird häufig als überholt angesehen. In der didaktischen Literatur werden Stimmen laut, dass Unterricht nur effektiv ist, wenn er offen gestaltet wird, Schüler aktiv daran teilnehmen können und Lerninhalte autonom entdecken können.  Man muss sich fast schon ein wenig schämen, wenn man auf „traditionelle“ Unterrichtsmethoden wie das fragend-entwickelnde Unterrichtsgespräch zurückgreift. Größter Vorwurf an die Methode ist das „stofforientierte“, „undemokratische“ Lehren und Lernen:

„Die Lernenden werden in einer reaktiven, nur aufnehmenden Rolle gesehen, man muss ihnen notfalls gegen ihren Widerstand etwas eintrichtern (c.f. „Nürnberger Trichter“). Assoziationen wie „einem Hund Kunststücke beibringen“ oder gar „jemandem die Flötentöne beibringen“ liegen nahe“ (Gudjons, 2007, S.8).

(Gudjons, 2007, S. 14)

Trotz dieser Ablehnung, wird der fragend-entwickelnde Unterricht landauf, landab praktiziert. Es müssen also trotz aller Kritik auch Stärken dieser Methode feststellbar sein.

In einer Online-Diskussion der Friedrich Naumann Stiftung, im März 2007 sieht Kognitionspsychologin Elsbeth Stern, die unterschiedlichen Unterrichtsmethoden wie ein Schwanken zwischen „Kasernenhof und Freizeitpark“ an. Die Debatte schwankt zwischen einem: „Schluss mit Kuschelpädagogik und Spielchen“ und einem „Schafft den Frontalunterricht ab und kommt von der Belehrung zum Lernen“ (Friedrich Naumann Stiftung, 2007). Wie soll eine gelingende Unterrichtsmethode aussehen? Wir wollen in unserer Diskussion den Blick näher auf die Diskussion um die Methode des Fragend-entwickelnden Unterrichts lenken und erfahren

  • Wie ihr, Lehrer, Eltern, Schüler, Schulforscher,…zu der Methode  steht?
  • Welche Erfahrungen ihr dazu gemacht habt?
  • Ist Instruktion sinnvoll?
  • Ist Konstruktion sinnvoll?
  • Was spricht für einen „wissensbasierten Konstruktivismus“, eine Kombination der Methoden?

Wir freuen uns auf eure vielfältigen Beiträge. Euch allen viel Spaß!

19 Kommentare

Eingeordnet unter Diskussionsforum: Was bedeutet "good teaching"?

Was genau ist fragend-entwickelnder Unterricht?

Beim Fragend-entwickelnden Unterrichtsgespräch handelt es sich um ein „vom Lehrer gesteuertes Unterrichtsgespräch“ (Gudjons, 2007, S. 59). Dieses Gespräch lässt sich durch folgende Merkmale kennzeichnen:

„Die Lehrkraft lenkt die Interaktion direkt, Lehrerfragen und Schülerantworten wechseln sich ab, die Lehreraktivitäten zeigen ein breites Spektrum, das von offenen Impulsen über eine Fülle unterschiedlicher Fragearten bis zu sehr engen suggestiven Fragen mit Ein-Wort- oder Ein-Satz-Antwortmöglichkeiten reicht“ (Gudjons, 2007, S. 59).

Die Lehrkraft leitet also das Gespräch und versucht es so zu organisieren, dass die Schüler die Denkschritte nachvollziehen können. Das behandelte Problem wird hierfür in mehrere Einzelschritte aufgeteilt und nach und nach behandelt. Dennoch muss die Lehrkraft das Ziel am Ende der Einzelschritte immer vor Augen haben, damit der logische Aufbau des Gesprächs untersützt wird. Geeignet sind hierfür auf der einen Seite Informationen, welche von der Lehrkraft weitergegeben werden und auf der anderen Seite Fragen, welche die Schüler zum aktive Mitdenken bewegen sollen. Oft überwiegen die Aussagen des Lehrers quantitativ gegenüber denen der Schüler.
Diese Vorgehensweise des fragend-entwickelnden Verfahrens, erlaubt manche Vorteile in verschiedenen Anwendungsbereichen. Hauptsächlich sind es die mit einer hohen Zielgerichtetheit, also Themen wo eine Regel- oder Gesetzgebung erarbeitet werden muss. Aber auch sehr komplexe Themen können erfolgreich behandelt werden, da die Probleme in viele kleine Einzelschritte aufgelöst werden können.
Damit dieses Verfahren jedoch erfolgsversprechend und für den Lernprozess sinnvoll angewendet werden kann, müssen Gudjons (2007) zufolge einige Bedingungen beachtet werden. Vom Zeitpunkt her gesehen, macht der Einsatz dieses Unterrichtsgesprächs am meisten Sinn wenn er als Vorbereitung, Zusammenfassung oder Vertiefung eines Themas eingesetzt wird. Zusammenhänge können bei einem solchen Gespräch besonders deutlich hervorgehoben werden. So können auch für die Behandlung des Themas nötige Sachkenntnisse erarbeitet werden, welche es den Schülern später erlauben selbstständig zu arbeiten. Sinnvoll ist ein solches Gespräch auch bei sehr komplexen Sachverhalten, welche die Schüler sonst überfordern würden. Hierbei können die Schüler „Kenntnisse erwerben bzw. Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickeln, die ihn dazu qualifizieren, solche oder ähnliche Aufgaben in Zukunft ohne fremde Hilfe zügig zu erledigen“ (Gudjons, 2007, S. 59f.).

Ein Kommentar

Eingeordnet unter Fragend-Entwickelndes Unterrichtsgespräch