Archiv der Kategorie: Lerntheorien

Welche Theorien liegen dem fragend-entwickelnden Unterrichtsgespräch zugrunde?

Kognitivismus als Denkveränderung

Bei der Beschreibung der fragend-entwickelnden Methode in diesem Blog, wurde den Lehrerfragen Raum geschenkt. Um die fragend-entwickelnde Methode lerntheoretisch zu analysieren und einzuordnen, muss erneut die Art  der Fragestellungen seitens der Lehrperson näher in Betracht gezogen werden. Dies ergibt sich dadurch, dass die Lehrperson durch gezielte Fragen Wissen vermittelt und untermauert. Durch die Art der Fragestellungen und Einbettung der Methode in andere Unterrichtsmethoden, kann diese auch konstruktivischere Züge annehmen.

Allgemein wird unter Kognition ein „Prozess der Aufnahme und Organisation von Information mit dem Ziel Wissenserwerb“ (Holzinger, 2001, S.133) verstanden. Denk- und Verarbeitungsprozesse der Lerner stehen bei dieser Lerntheorie im Vordergrund. Um die Fragen des Lehrers zu beantworten, sei es ein Abfragen von Faktenwissen oder persönliche Meinungsfragen:  Der  Kognitivismus fordert, dass der Lerner verschiedene Informationen aktiv verarbeitet. Eine rein objektive Beantwortung der Lehrerfragen ist nach dieser Theorie nicht möglich, denn der Lernvorgang wird als Informationsverarbeitungsprozess verstanden. Das vermittelte Wissen kann nicht nur als eine „gepaukte“ Information gesehen werden, sondern als eine vom Lerner persönlich geprägte, verarbeitete Information. Diese Sicht spiegelt auch Jean Piaget wieder: Er beschreibt den Lernprozesse als Akkomodation und Assimilation verschiedener Schematas (in Holzinger, 2001, s.142). Dennoch hat der Lehrer die Möglichkeit, durch problemorientierte Fragen welche nicht nur Wissen abfragen, sondern über die gegebenen Informationen hinausgehen, den aktiven Denkprozess des Lerners voranzutreiben und zu fördern. Das durch die Lehrperson präsentierte Wissen, stellt eine externe Präsentation dar. Durch gezielte Fragestellungen sollen die internen Verarbeitungsprozesse der Lerner geprüft werden. Hierbei gilt, dass der Lerner im besten Fall nicht nur Wissen anhäuft, sondern die eigene Problemlösekompetenz aufgebaut wird.

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Behaviorismus als objektive Verhaltensänderung

Auf der einen Seite kann die fragend-entwickelnde Methode instruktivistisch orientiert sein. Das bedeutet, dass sie verstärkt auf einer Präsentation des Unterrichtsstoffes durch die Lehrperson basiert. Die Richtung der Wissensvermittlung verläuft in diesem Fall ausschliesslich in eine Richtung (vom Lehrer zum Schüler), ein typisches Merkmal des Behaviorismus. Die Lernziele sind ebenso von der Lehrperson festgesetzt, wie die Reihenfolge und der Schwierigkeitsgrad der vermittelten Inhalte. Allerdings kann durch „richtige“ bzw. „falsche“ Antworten, das Tempo und der Unterrichtsfortgang  sowohl durch die Lehrperson, als auch den Lerner gesteuert werden. Dies passiert durch ein gezieltes Abfragen des Lernstoffes und die darauf folgende Beantwortung der Fragen durch den Lerner. Ein sofortiges Feedback auf die Antwort des Lerners erfolgt durch die Bejahung, Verneinung oder weitere Erläuterungen durch die Lehrperson und beeinflusst so den weiteren Unterrichtsverlauf. Im Falle einer positiven Rückmeldung oder Lob seitens der Lehrperson, erlebt der Lerner ein Erfolgserlebnis. Dies ist ein typisches Merkmal der „drill and practice-Methode“, eine weitere Charakteristik der behavioristischen Lerntheorie.

Bei der Instruktion wird lerntheorisch wenig Wert auf die Kreativität des Lerners gelegt, stattdessen wird in erster Linie die Wiedergabe der Informationen, welche im Vorfeld vermittelt wurden, angestrebt. So nimmt der Lernende eine passive Rolle ein, welche sich auf die Rezeption und Repetition des dargebotenen Lernstoffes beschränkt. Der Lernerfolg wird dadurch messbar, dass das Verhalten des Lerners sich verändert, indem er, im Anschluss an die externe Informationszufuhr, quantitativ über mehr Wissen verfügen sollte. Dabei wird den subjektiven Gedanken und Vernetzungen wenig bis überhaupt kein Raum geboten. Eigene Ideen, Emotionen oder innere Erfahrungen werden weitestgehend ausgeschlossen.

Für die Lerntheorie hinter der instruktiv orientierten, fragend-entwickelnden Methode, kann zusammenfassend festgehalten werden: Sind die Fragen des Lehrers auf das reine Abfragen von Faktenwissen fokussiert, verbirgt sich dahinter eine behavioristische, instruktive Lerntheorie. Sie eignet sich besonders zur Aneignung von Routineabläufen, Zusammenfassungen oder Wiederholungen.

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Zwischen Instruktion und Konstruktion: Behaviorismus und Kognitivismus

Hinter jeder Lern- und Lehrmethode steckt auch eine Lerntheorie. Wir beschränken uns auf die Hauptströmungen der Lerntheorien welche dreiteilig zusammengefasst werden können: Behaviorismus, Kognitivismus und Konstruktivismus.

Wie bereits dargestellt kann das fragend-entwickelnde Unterrichtsgespräch sowohl instruktive, als auch konstruktive Herangehensweisen beinhalten. Dementsprechend  können auch die dahinterstehenden Lerntheorien variieren. In diesem Artikel sollen beide Zweige lerntheoretisch beleuchtet werden. Genau wie bei der Methodendiskussion, soll auch hier kein „Kampf“ der Lerntheorien entstehen. Wichtig ist, dass die Theorien, ähnlich wie die Methoden, von unterschiedlichen Voraussetzungen beim Lerner ausgehen und auf unterschiedliche Veränderungen beim Lerner abzielen.

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